Von Judith: Apples Galionsfigur tritt zurück
Kompromisslos, eigensinnig und überaus selbstkritisch… Wenn man sich die Erfolgsstory von Steve Jobs so anschaut, dann können diese charakterlichen Eigenschaften gar nicht so schlecht sein, um mit einem Unternehmen durchzustarten und ganze Märkte zu beherrschen.
Denn gerade diese Faktoren haben zum heutigen Erfolg von Apple beigetragen.
Schon lange erwartet und nun real geworden ist die Nachricht eines jenen Firmenchefs, der unsere Welt nachhaltig prägte. Es war ein wortkarger und zugleich überaus selbstreflektierender Brief, in dem der an Krebs erkrankte Firmenchef seinen Rücktritt verkündete: „Ich habe immer gesagt, dass, wenn der Tag kommen sollte, an dem ich nicht länger meine Aufgaben als Apple-Chef erfüllen kann, ich der Erste wäre, der das mitteilt.
“Bereits im Januar zog sich der 56-jährige Jobs aus gesundheitlichen Gründen aus dem Tagesgeschäft zurück.
Apple Fans weltweit bedauern den Rückzug des Mannes mit dem Rollkragen-Pullover und der Bluejeans und eine Frage wird in den letzten Tagen immer lauter. Was wird nun aus Apple? Wie groß ist die Lücke, die Steve Jobs hinterlässt?
Die Angst um die Marke Apple ist berechtigt, denn Apple stand 1985 schon einmal kurz vor einer Pleite, als Steve Jobs aufgrund von Unstimmigkeiten aus seinem eigens von ihm gegründeten Unternehmen flog. Er ist Retter und zugleich Motor des Imperiums, weil er seinen Job leidenschaftlich und gnadenlos lebt. „Der einzige Weg zur Erfüllung ist eine Arbeit zu finden, die Sie wirklich lieben. Wenn Sie die noch nicht gefunden haben, suchen Sie weiter!“
Steve Jobs hat die Chance genutzt, seinen Traum zu verwirklichen und das Leben eines jeden einzelnen ein Stück weit zu verändern. Er gestaltete die Welt wie wir Computer nutzen oder Musik kaufen in vielfacher Hinsicht neu.
Mit dem iMac, der Apple 1998 nach der Rückkehr von Steve Jobs wieder in die Gewinnerzone schoss, wurden neue Standards in der Medienbranche gesetzt. Rechenmaschinen wurden sexy und hörten auf, graue, unansehnliche Kastengebilde zu sein. Anschließend folgte das iBook und 2001 der iPod. Auch das iPhone revolutionierte die Art wie wir mobil kommunizieren.
Mit der Message „Think different“ verschaffte Jobs den Produkten von Apple einen Charakter und machte die Marke Apple zu dem, was sie heute ist – innovativ, kompromisslos und mit einer Vision.
Apple genießt geradezu Kultstatus und schafft es immer wieder, einen regelrechten Hype auszulösen, wenn Gerüchte und wilde Spekulationen um neue Produkte wie den iPod, iPhone oder das iPad auftauchen. Ein Grund für diese Massenhysterie ist die begrenzte Produktanzahl bei Markteinführung – ein strategisch bewusster Schachzug des Elektronikgiganten. Jobs wusste die Apple Produkte dank ihres fortschrittlichen Designs als Lifestyle-Objekte gekonnt in Szene zu setzen und wurde dabei selbst zum umjubelten Pop-Star des ganzen.
Steve Jobs hat mit Apple seine Lebensziele verwirklicht und wurde selbst zur Nebenmarke mit Symbolcharakter. Genau das könnte der Marke nun zum Verhängnis werden, denn er hinterlässt überdimensional große Fußstapfen. Wir dürfen gespannt sein, ob Tim Cook – bisheriger Technikchef und zugleich einer der engsten Vertrauten – diesen Herausforderungen gewachsen ist. Charakterlich haben die beiden jedenfalls nicht viel gemeinsam. Jobs, der trotz seines launischen Führungsstils als überaus charismatisch gilt, strahlt nach außen hin eine Präsenz aus, die man nur schwer ausfüllen kann. Auch die Aktien von Apple verloren kurz nach dem Rücktritt 6 Prozent an Wert.
Viele Anhänger mutmaßen, dass Apple mit kommenden Produkten auch nicht so einflussreich die Märkte erobern wird wie bisher. Es wird einfach keinen zweiten Steve Jobs geben. Darf man den Anlegern glauben schenken, so scheint sich die Lage zu entspannen. Zumindest die Aktien sind wieder gestiegen. Man will dem neuen Chief Executive Officer (CEO) Tim Cook, der bereits drei Mal in krankheitsbedingter Abwesenheit den Guru vertreten hat, eine Chance geben.
Wieviel Vertrauen schenken Sie dem neuen Kopf von Apple oder verliert die Marke nun ihr Gesicht?
Ich freue mich auf Ihre Kommentare.
Viele Grüße
Nadine Höltig
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