Von Judith: „The Daily“ – Erste Tageszeitung fürs iPad gestartet
Die erste Tageszeitung nur fürs iPad ist erschienen. „The Daily“ heißt die Innovation, die News-Corp.-CEO Rupert Murdoch am Mittwochabend (2. Februar 2011) im New Yorker Guggenheim-Museum präsentierte. Für wöchentlich 99 Cent oder knapp 40 US-Dollar im Jahr bietet sie dem iPad-Nutzer Nachrichten, bewegte Bilder und Unterhaltung.
„Neue Zeiten brauchen neuen Journalismus. Unsere Herausforderung war es, das Beste des traditionellen Journalismus mit der besten zurzeit verfügbaren Technik zu kombinieren“, sagte Murdoch in New York. An dem Projekt arbeiten 120 Redakteure, die täglich ein Nachrichtenpaket von Innenpolitik bis Sport erstellen.
Kreativ aus der Krise?
„The Daily“ ist Murdochs Rezept in der Zeitungskrise. Während Experten im Printmedienbereich weiter Auflagen- und Werbeverluste erwarten, boomt der Markt für elektronische Medien. Hier sieht der Medienmogul die Zielgruppe für die iPad-Zeitung. „Ein wachsender Teil der Bevölkerung hier und in der Welt ist gebildet und hat hohe Ansprüche, und sie lesen keine Zeitung und sehen auch nicht viel fern. Aber sie nutzen die Medien. Und sie erwarten Inhalte entsprechend ihren Interessen zu jeder Zeit und an jedem Ort“, sagte Murdoch.
Zeitung der Zukunft?
Herkömmliche Printmedien stehen seit Jahren vor der Herausforderung, in Qualität und Aktualität mit den Angeboten im Internet konkurrieren zu müssen. Mit seinem neuen Medienexperiment dürfte Murdoch die Revolution des Zeitungsmarkts jedoch kaum gelingen. Abgesehen davon, dass „The Daily“ bislang ausschließlich dem eher exklusiven Kreis der iPad-Besitzer zugänglich ist, hat das Angebot zwei essenzielle Mankos: Es ist kostenpflichtig und qualitativ minderwertig.
Mit den eher symbolischen 99 Cent pro Ausgabe, liegt der Preis der „The Daily“ zwar deutlich unter dem einer gedruckten Tageszeitung. Doch glaubt man den Ergebnissen einer internationalen Studie der Nielson Company, wird die große Masse der Leserschaft kaum bereit sein, überhaupt diesen Preis zu zahlen. In der 2010 veröffentlichten Umfrage gaben 79 Prozent der User an, nicht für Nachrichteninhalte zu zahlen, die sie auch gratis im Internet erhalten. Besonders gering war die Zahlungsbereitschaft oberhalb der Altersgrenze von 35.
Angesichts der geringen Zahlungsbereitschaft der Nutzer können Online-Informationen also allerhöchstens kostenpflichtig angeboten werden, wenn sie qualitativ hochwertig sind und einen exklusiven Charakter besitzen. Ersten Blattkritiken zufolge kann „The Daily“ dieses Kriterium nicht erfüllen. Das Medium beeindrucke mehr mit Bildern, Videos und interaktiven Elementen, als mit glaubwürdigen Hintergrundinformationen. Zu sehr Spielerei und zu wenig fundierte redaktionelle Beiträge also? Spiegel Online beispielsweise bewertet die erste Ausgabe der „The Daily“ als „ ein wenig zu belanglos und langweilig, mehr Groschenheft als Zeitung“.
Was ist Ihre Meinung zur neuen iPad-Zeitung? Wie schätzen Sie die Erfolgschancen von „The Daily“ auf dem deutschen Markt ein?
Viele Grüße
André Nagel
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